Karl Pfeifer setzt sich hier mit Indymedia.at
satirisch auseinander. Diesmal aber kritisiert er nicht den österreichischen
Ableger dieses Internetmediums, das gelegentlich etwas lange braucht, um
antisemitische Texte zu zensurieren. Wer diese antisemitischen Texte dennoch
sehen will, der kann sie unter den "versteckten" Artikeln finden.
Von Karl Pfeifer
Die Diskussionen über den Konflikt Israel/Palästinenser hat in
indymedia.at eine Flut von Artikeln und Zuschriften ausgelöst. Was auffällt
ist die Unbeholfenheit vieler unbezahlter Mitarbeiter dieser Initiative.
Mancher Indyposter hat Probleme seine Gedanken schriftlich auszudrücken.
Hier eine Hilfe, die es diesen erlauben werden ihren Beitrag zur Erneuerung
von Indymedia zu leisten.
Ein Blick in Indymedia.at kann die Leser überzeugen, wie uneigennützig
diese Ratschläge sind. Leon Radek hat bereits vor Tagen einige Ratschläge in
Indymedia gestellt, Karl Pfeifer hat seine Texte ein wenig poliert und
ergänzt. Bertolt Brecht, mit dem er selbstverständlich nicht verglichen
werden kann, hat auch fremde Texte übernommen und künstlerisch umgestaltet.
Das ist kein Plagiat.
Karl Pfeifer gibt als erfahrenener Journalist folgende gute Ratschläge
für Indymedia Poster:
1) Schreibe nie einfache Sätze. Formuliere so umständlich, wie du denkst!
2) Denke nicht selbstständig. Das könnte Deiner Gesundheit schaden. Folge
Deinem Gruppenleiter. Wenn du noch in keiner Politgruppe bist, tritt bei, du
wirst keine Frustrationen mehr erleben.
3) Wer etwas auf sich gibt, einige
marxistisch-leninistische-trotzkistische-maoistische (jeder wähle sich, was
ihm passt) Broschüren gelesen hat, der zitiere ausgiebig.
4) Wenn du keine Argumente hast, dann beschimpfe Deine Gegner,
empfehlenswert sind die Aussprüche wie "geh sch.....", die beweisen sollen,
dass der Autor wirklich aus der Arbeiterklasse kommt, bzw. ihr nahe steht.
5) Schreibe nie einen geraden deutschen Satz. Auch einige führende
österreichische Rechtsextreme, die sich zum deutschen Kulturkreis zählen
stehen oft genug auf Kriegsfuß mit der deutschen Sprache. Was die sich
erlauben können, das kannst du auch.
6) Einen Revolutionär erkennt man nicht nur am schwarzen Ledermantel,
sondern auch an seinen Sätzen. Rechtschreibung ist ein reaktionäres
Überbleibsel, ein Ballast, den man ruhig abwerfen kann. Wenn du einen Satz
betonen willst, setze wenigstens sieben Rufzeichen danach. Damit zeigst du
auch indirekt wie du Deine Leser einschätzt.
7) Hüte dich vor Logik. Die wurde von den ausbeutenden Klassen erfunden,
um die wahren Revolutionäre in die Ecke zu treiben oder zu verwirren.
8) Erwähne nie irgendeine Tatsache, dann kommst du auch nicht in
Beweisnot.
9) Denke immer daran, dass du eine Mission zu erfüllen hast, agitiere und
lass es nicht bei einmal bleiben, am besten kommen bei den Lesern
Forderungen an, wie "bauen wir die 5. Internationale", aber auch "hoch die
Intifada" ist in Ordnung. Schreibe nie einen Text ohne am Ende wenigstens
fünf Losungen anzubringen. Die sonst orientierungslosen Leser werden es dir
danken.
10) Schreibe nie ich, sondern immer WIR. Denn du hast die ganze Weisheit
der Arbeiterklasse und der Völker der Welt in Deinem Kopf. Die Kameraden der
AIK und Arbeiterinnenstandpunkt, die tagsüber im Stahlwerk arbeiten und sich
nur nach einer harten Schicht der Sache der Weltrevolution widmen, seien
Dein Vorbild. Das Studium ist überflüssig, blicke herab auf Intellektuelle.
Wenn du in einem Stahlwerk oder am Bau keine Arbeit findest, dann versuche
es als Tellerwäscherin bei McDonald, dort kannst du die Leute leicht
gewerkschaftlich organisieren. Ein Streik ist dann der nächste Schritt.
Versuche es, hol dir aber zuvor die guten Ratschläge der oben erwähnten
Kameraden, sie werden dir gerne zeigen, wie man hier eine Revolution
entfacht. Die Arbeiterklasse braucht neue unverbrauchte Führer und du hast
das Zeug dazu.
11) Sollte dir das nicht gelingen, dann kannst du immer noch vor den
Schulen, die 12-13 jährige(n) Kinder anagitieren. Begeistere sie für
irgendetwas oder gegen etwas zu demonstrieren, sie werden froh sein einen
Grund zu haben auf die Straße zu gehen.
12) Denke immer daran, dass hinter dir Milliarden stehen, die auf nichts
sehnlicher warten, wie von deinesgleichen angeführt zu werden. Auch da seien
dir die oben erwähnten Kameraden ein Vorbild.
13) Bleibe immer bierernst und zitiere womöglich dich selbst. Das erweckt
den Anschein der Seriosität. Wenn du aber zu keinem Gedanken und zu keinem
Argument fähig bist, dann hole dir aus dem Netz einen langen
englischsprachigen Artikel irgendeiner trotzkistischen Sekte, womöglich
einer World Workers Party oder ähnliches. Der Leser wird dankbar sein. Aber
es gibt auch recht tolle Artikel in einigen Sprachen, die man von der
Homepage der aik herunterloaden kann. Sei nie zaghaft, die Indymods und die
Leser werden entzückt sein. Ein solcher Artikel wurde noch nie wegzensuriert
und wenn er noch so unsinnig ist und noch so hetzt.
14) Mache es deutlich, wer es wagt dir zu widersprechen, den beschuldige
ein Agent des Verfassungsschutzes, des BND, des Mossad, der CIA und der FB
zu sein, daran darfst du nie zweifeln. Wiederhole das jeden Tag 100 mal und
du glaubst es selbst.
15) Versuche Deine Gegner auch als Rassisten, Antideutsche,
Rechtsextremisten und als Büttel der Imperialisten anzuschwärzen, das war
ein probates Mittel der Stalinisten und der Trotzkisten, führe diese gute
Tradition weiter. Denke daran, steter Tropfen höhlt den Stein.
16) Das wichtigste: Betrachte die Leser von Indymedia als Trottel.
Erkläre ihnen tagtäglich die Differenzen zwischen den (Wiener)
trotzkistischen Politsekten. Das ist spannend und amüsant.
17) Hier einige Wörter, die du ständig wiederholen musst: Imperialismus,
Zionismus, Antideutsch, antinational, Arbeiterinnenklasse, Volk.
18) Verlasse nie die Generallinie, die von den Kameraden vorgegeben
wurde. Der wichtigste Feind, der alle eint, das ist der "Zionismus". Zitiere
Deine Propheten, die da sind Noam Chomsky und Israel Shahak. Die kannst Du
am besten vom neonazistischen Radio Islam downloaden. Aber du findest auch
auf anderen neonazi-websites ihr Lob.
19) Sollte jemand einen sachlichen Artikel aus arabischen Medien posten,
der von MEMRI übersetzt wurde, dann gehe ja nicht auf ein Argument ein,
sondern stelle elend lange Stellungnahmen ins Netz, die beweisen, dass Memri
eine Agentur des USA Imperialismus, des Zionismus und des
Verfassungsschutzes ist und nur eine Absicht hat, die arabischen und
muslimischen Gesellschaften, die doch nachahmenswert sind, schlechtzumachen.
Erkläre den Lesern, warum das Handabhacken und Steinigen Zeichen von
Fortschrittlichkeit und Antiimperialismus sind. Im gleichen Atemzug musst du
aber behaupten, Israel sei kein Rechtsstaat.
20) Lese nie ein bürgerliches Medium, schau dir kein Fernsehen an, Kino
dient meistens auch nur der Volksverdummung. Wenn du schon eine Zeitung
anschauen willst, dann vertraue der "Neuen Kronenzeitung", denn die meisten
österreichischen Arbeiter lesen diese Tageszeitung. Vor allem schneide dir
die Gedichte des Wolf Martin aus und nagle sie an die Wand. Wenn diese
Gedichte ein wenig rassistisch oder antisemitisch sind, dann denke an die
edlen Motive des W.Martin, der nur die Leser beglücken will. Denn es kommt
nicht auf den Inhalt und auf die Aussage an, sondern nur auf das Motiv.
Vorbild sei dir dabei die AIK, die nach reiflicher Überlegung Motivforschung
betrieben hat und zum Schluss kam, dass der "linke" jordanische
Universitätsprofessor Dr. Ibrahim Alloush lediglich aus "Verzweiflung"
Holocaustleugnung betreibt und Mitarbeiter von Neonazi-Medien ist.