wdr.de/tv/kulturweltspiegel - Anfang der 30er Jahre wird der junge
Schmied Zishe Breitbart in Ostpolen als "stärkster Mann der Welt"
entdeckt. Jan Erik Hanussen, ein charismatischer Hellseher, der über
beste Kontakte zu den Nazis verfügt, verpflichtet ihn als Attraktion für
sein Berliner Varieté "Salon des Okkulten". Dort tritt der polnische
Jude zur Begeisterung des Publikums mit blonder Perücke als
Jung-Siegfried auf.
Die Verehrung der Nazis für den Schwerathleten schlägt allerdings in
Entsetzen um, als der Schmied seine wahre Identität enthüllt und als
neuer Samson auf der Bühne erscheint. Es kommt zum Konflikt mit
Hanussen, der nicht nur den triumphalen Erfolg der Nazis voraussieht,
sondern sogar davon träumt, Hitlers "Minister für Okkultes" zu werden.
Zishe Breitbart wirft seinem Arbeitgeber betrügerische Manipulationen
vor. In einem Gerichtsverfahren stellt sich heraus, dass auch der
angebliche Däne Hanussen in Wirklichkeit jüdischer Abstammung ist. Kurz
darauf wird er von der SA ermordet. Hanussens gewaltsamer Tod bestärkt
Zishe Breitbart in seiner Überzeugung, dass er ausersehen ist, als neuer
Samson sein Volk vor der drohenden Katastrophe zu retten. Er kehrt in
seine ostpolnische Heimat zurück, um in den jüdischen Schtetln eine
Armee junger Samsons zu rekrutieren. Doch eine Verletzung, die er sich
bei einem seiner Auftritte zugezogen hat, fordert ihren Tribut. Zishe
Breitbart stirbt zwei Tage vor Hitlers Machtergreifung an einer
Blutvergiftung.
Werner Herzog hat sich mehrere Jahre mit der Idee zu "Invincible"
beschäftigt. Für das Drehbuch hat er Elemente aus dem wahren Leben von
Zishe Breitbart und Jan Erik Hanussen aufgegriffen, um sie zu einer
völlig neuen Geschichte zu verknüpfen. Innerhalb einer Woche hat er
schließlich das Skript zu Papier gebracht.
"Den Film hatte ich im Kopf und musste ihn nur abschreiben", sagt
er.
Realisiert wurde "Invincible" in Co-Produktion mit dem WDR und mit
Unterstützung der nordrhein-westfälischen Filmstiftung. Die Dreharbeiten
fanden in Litauen, Lettland und Estland sowie in Berlin und
Nordrhein-Westfalen statt.
Für die Rolle des Zishe Breitbart hat Werner Herzog den finnischen
Gewichtheber Jouko Ahola entdeckt, der 1997 und 1999 beim weltweiten
"Strongest-Man-Contest" den ersten Platz belegte. Auch für die weibliche
Hauptrolle hat Werner Herzog eine Newcomerin verpflichtet. Die
28-jährige gebürtige Russin Anna Gourari gilt als eines der größten
Klaviertalente. Ihre internationale Karriere begann sie mit einem
triumphalen Erfolg beim 1. Internationalen
Clara-Schumann-Klavierwettbewerb in Düsseldorf. Den Erik Jan Hanussen
spielt der britische Hollywood-Star Tim Roth, der sich als Schauspieler
in Filmen von Peter Greenaway, Nicholas Roeg, Woody Allen und Quentin
Tarantino ("Pulp Fiction") einen Namen gemacht und im vergangenen Jahr
als Regisseur seinen ersten Film "The War Zone" vorstellte.
Aus einer Besprechung der "ZEIT"
http://www.zeit.de/2002/04/Politik/200204_invincible.html
Der Beginn der Geschichte führt uns in ein ostpolnisches Dorf im Jahr
1932. Hier lebt Zishe Breitbart (Jouko Ahola), seines Zeichens Sohn des
Schmieds und stärkster Mann weit und breit. Sein Körper erinnert an
heutige Bodybuilder, was kein Zufall ist, weil Jouko Ahola kein
Schauspieler, sondern finnischer Kraftsportler ist. Die ungewöhnliche
Besetzung begründet Werner Herzog sowohl mit seiner eigenen "größten
Gabe" - "Ich habe ein Auge dafür, welche Menschen gut auf der Leinwand
rüberkommen" - als auch mit dem Wunsch nach Authentizität: "Da darf
keine Glaubwürdigkeitslücke sein."
Genau hier jedoch liegt das größte Problem des Films, der,
obwohl er auf einer wahren Begebenheit basiert, voll ist von
"Glaubwürdigkeitslücken" und dessen Dramaturgie wie von einer Checkliste
Stereotyp um Stereotyp abhakt: Wie stark ist Zishe Breitbart? Sehr
stark. Er stemmt im Zirkus den Herkules mitsamt Gewicht, schüchtert die
Antisemiten in der örtlichen Schänke ein, und bald winkt ein Engagement
als Kraftmensch in "Hanussens Palast des Okkulten", Berlin. Wie gut ist
Zishe Breitbart? Sehr gut. Als braver Sohn ohne Falsch, Laster und
Sexualität vereint er hilfsbereite Muskelkraft und kindliche
Seelenreinheit. Seine Zugfahrkarte erster Klasse tauscht er um, damit
seine Mutter sich für das Geld ein Kleid kaufen kann.
Zu Fuß in Berlin angekommen, geht es dann los mit den Konflikten rund
um die blonden Nazis, den starken, scheinarisierten Juden und den
mysteriösen Hanussen (Tim Roth), der unter Adolf Hitler Minister des
Okkulten werden will. Zishes Bekenntnis zu seiner Identität und seine
Wandlung vom Vorzeigearier wider Willen zum Symbol jüdischen
Selbstbewusstseins wird ebenso bildlich durchbuchstabiert wie Hanussens
Spiel mit der Macht, für das Tim Roth heftig chargieren muss.
Zwischendurch schnarrt uns auch noch Max Raabe als Conférencier sein
"Säähr geäährtes Puublikum" entgegen.