Je weiter entfernt, desto militanter:
Wahlrecht für Israelis im Ausland?
Sicher, auch ich fände es
bequemer, wenn im Ausland lebende Israelis ihr Wahlrecht per Brief
oder meinetwegen in der Botschaft wahrnehmen könnten. Ich müsste
dann nicht jedesmal, aus Angst vor Verhältnissen wie bei
Bush-kontra-Gore, nach Jerusalem reisen, um meine Stimme abzugeben.
Trotzdem, der Vorschlag des
MdK Moshe Arens (Likud) ist durchsichtig, denn jeder weiß, dass die
im Ausland lebenden Israelis nur bedingt die politische Stimmung im
Lande repräsentieren - sie befürworten in der Mehrheit eine sehr
viel rechtsgerichtetere Politik als die daheim gebliebenen.
Arens,
begründete seinen Vorschlag mit der allgemeinen Globalisierung,
welche viele Menschen zwinge, im Ausland zu arbeiten. Außerdem
entzögen die meisten westlichen Staaten ihren Bürgern das Wahlrecht
nicht, wenn diese im Ausland leben.
Yaron
London (Jedioth) sieht allerdings das Problem, dass die im Ausland
lebenden Israelis ca. 15 % der Gesamtbevölkerung ausmachen. Auch er
vermutet, dass die Rechte an den Stimmen der Exilanten interessiert
ist, weil diese im allgemeinen um so militantere Ansichten
vertreten, je weiter sie von ihrer Heimat entfernt sind. Man könne
das ganze auch ad absurdum führen: "Wenn wir alle auswandern, werden
wir die glühendsten Patrioten."
In diesem
Sinne argumentiert auch Rubik Rosental in M'ariw: "Mangels einer
Verfassung erlässt die Knesset mitunter Gesetze, deren einzige
Motivation die eigennützigen Interessen temporärer Mehrheiten sind.
So kam dieser Tage die Gesetzesvorlage, die den im Ausland lebenden
Israelis die Teilnahme an den allgemeinen Wahlen ermöglichen soll,
wieder auf den Tisch.
Die Politiker vermuten - anscheinend zu Recht, dass die meisten im
Ausland lebenden Israelis politische Ansichten vertreten, nach denen
ihre Landsleute in Israel zum letzten Blutstropfen für das Land
kämpfen sollen, in dem sie selbst nicht mehr leben wollen."
dg / haGalil
onLine 27-05-2001
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