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SZ vom 10./11.03.2001 Panorama

Mitten in Tel Aviv
Ungeduld ist die Tugend der Israelis

Von Thorsten Schmitz

Unterwegs

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Der erste Satz, den ich auf Hebräisch gelernt habe, besteht aus fünf Wörtern und einer unmissverständlichen Aussage: "Slicha, ani haiti kodem kan. – Entschuldigung, ich war vor Ihnen da." Jeden Tag wappne ich mich mit diesem Satz, obwohl er nichts nützt. 

Fünf Zeitungen kaufe ich morgens an einem Kiosk. Er gehört einer argentinischen Großfamilie, die ihr bestes Geschäft mit ultra-orthodoxen Männern macht, die Playboy und Hustler kaufen.

Während Bernardo, der Kioskbesitzer, meine Zeitungen zusammensucht, den Beleg schreibt und das Restgeld gibt, kommen garantiert fünf Leute dazwischen ohne ein Bitte auf den Lippen und verlangen Zigaretten, Parkscheine oder Lollis. Wenn ich sage, dass ich gerade bedient werde, ernte ich giftige Blicke und gemurmelte Frechheiten. Israelis verstehen das Wort Geduld nicht, sie haben es immer eilig. Hat man nicht binnen einer Nanosekunde, in der die Ampel von Rot auf Grün springt, Gas gegeben, hupen hinter einem drei Autos. Genauso sicher kann man sein, dass die Fahrer nur zum Friseur wollen.

Ungeduld ist die Tugend eines Volkes, das nie weiß, was morgen wird, also im Heute lebt – und das dalli-dalli. Wer im Restaurant länger als eine Stunde sitzt, kommt vom Mars: Für Vorspeise, Hauptspeise, Dessert, Wein und Kaffee nimmt sich keiner mehr als 60 Minuten. Die Menschen haben kein Sitzfleisch – und kein Gefühl für Zeit.

Vor ein paar Monaten habe ich mir Rollerblades gekauft, sehr teure, aber der Verkäufer hat gesagt, das würde sich rechnen, ich wollte mir doch nicht die Knochen brechen. Mit den Rollschuhen bekam ich eine Jahres-Garantie. Die Rollschuhe waren super cool. Bis zu dem Tag, an dem ich mir durch den Fall einen Steißbeinschmerz zuzog, den man in Comics gern mit Sternchen illustriert.

Eines der Plastikräder war zerbrochen. Ein klarer Fall von Garantie. Ich erkannte gleich den Verkäufer wieder, obwohl er nun blonde Haare, zwei Augenbrauenringe und einen in der Nase trug. Ich zeigte ihm die Reifenstücke, und Itay schaute mich verständnislos an. „Nu?“ Ein Paar neue Rollerblades, bitte, sagte ich und kramte die Garantie hervor. Itay nestelte am Brauenring und sagte, wäre mir das einen Monat oder zwei nach dem Kauf passiert, hätte er „was machen“ können. Aber acht Monate! Das sei fast ein ganzes Jahr.

Ich erklärte ihm, dass Garantien keine Auslegungssache seien: „Ein Jahr ist ein Jahr. “ Aber Itay verstand mich nicht. Ich hätte noch bis Ladenschluss mit Itay debattieren: Acht Monate lagen jenseits seiner Vorstellungskraft. Meine Kräfte schwanden. So handelten wir einen komplizierten Nahost-Kompromiss aus, wonach ich die alten Blades gegen neue austauschte – nicht ohne nochmal 200 Mark draufzuzahlen.

haGalil onLine 12-03-2001

 

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