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10. März 2001

Der Krieg kommt näher

Israel feiert – und verabschiedet sich von der Hoffnung auf Frieden


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Purim ist eines der wenigen Feste im jüdischen Kalender, an dem Freude vorherrscht und nicht die Trauer. Denn an Purim wird gefeiert, dass vor etwa 2500 Jahren die Juden im Persischen Exil auf wunderbare Weise gerettet worden sind. König Ahasveros, so steht es im Buch Esther, war mit einer Jüdin verheiratet, mit Esther, und wusste nicht, dass sie Jüdin war. 

Der mächtigste Mann an seinem Hof, ein gewisser Haman, redete dem König ein, man müsse alle Juden im Reich vernichten, weil sie nicht ihm, sondern nur ihrem Gott wirklich ergeben seien. Ahasveros gab Haman freie Hand zum Massenmord. Und in dieser bedrohlichen Situation gab sich Esther ihrem Mann als Jüdin zu erkennen und flehte für ihr Volk – mit Erfolg. Haman und seine gesamte Familie wurden aufgehängt, die Juden im persischen Reich waren gerettet. Grund genug, sich auch zweieinhalb Jahrtausende später noch zu freuen.

Das Wunder 

Das Freudenfest Purim, das an diesem Freitag gefeiert wurde, hat sich zu einer Art jüdischem Karneval entwickelt: Früher verkleideten sich die Kinder als König Ahasveros oder als Esther, sogar als Haman. Mittlerweile nutzen in Israel auch die Erwachsenen die Gelegenheit, einmal so richtig auf den Putz zu hauen und die Sau rauszulassen: Auf den Straßen sieht man dunkelhäutige, behaarte Israelis, die als Frauen im Minirock und mit Rouge auf den Wangen durch die Straßen und Bars laufen; die Frauen in Tel Aviv sind an diesem Tag (und in der Nacht) mit noch weniger Stoff auf ihrer Haut bekleidet als sonst schon und haben sich grelle Farben ins Gesicht geschmiert. Lustig, schrill und exzessiv geht es an Purim in Israel zu.

Das Wunder wiederholte sich im Frühjahr 1991: Da endete der Golfkrieg ausgerechnet an Purim; und die Scud-Angriffe auf Tel Aviv waren endlich wieder vorbei. Doch inzwischen ist Purim nur noch ein Tag des Schreckens. Purim 1994: Der jüdische Siedler Baruch Goldstein dringt in Hebron in eine Moschee ein und erschießt 27 muslimische Gläubige. Purim 1996: Im Herzen von Tel Aviv, im Dizengoff Center, jagt sich ein muslimischer Terrorist mit einer Bombe selbst in die Luft und reißt 14 Israelis, zum Teil maskierte Kinder, mit in den Tod. Seitdem ist Purim ein Schreckenstag.

Purim 2001: Soeben hat Ariel Sharon das Amt des Ministerpräsidenten übernommen. In Netanya starben bei einem Anschlag kurz zuvor vier Menschen; mehr als 90 wurden verwundet. Die fundamentalistische „Hamas“ erklärt, dass sie zehn weitere Selbstmord-Attentäter im Kernland Israels habe, die nur auf ihre Marschbefehle warten. Die israelische Armee in den besetzten Gebieten geht mit größter Härte vor, der Friedensprozess ist am Ende, die Menschen haben Angst.

Die Zeichen 

Auf den Straßen von Tel Aviv jedoch: Verkleidete Jugendliche, die noch wilder als sonst herumtollen – als könnten sie die Bedrohung durch wilde Feste, durch Sex, Drogen und Alkohol bannen. Ein Tanz auf dem Vulkan. Alle wissen: Purim ist auch so ein Tag, an dem jederzeit eine Bombe irgendwo im Lande explodieren kann. Oder am nächsten Tag, oder am übernächsten.

Die Menschen in Israel sind von einem eigenartigen Fatalismus gepackt. Natürlich haben alle Angst, natürlich halten alle die politische Situation für unerträglich. Irgendetwas muss geschehen. Nur was? Das Land hat in den Wahlen vor einem Monat eine klare Antwort gegeben. Keiner zweifelt daran, dass Ariel Sharon genau der Mann ist, als den man ihn seit Jahrzehnten kennt. Keiner zweifelt allerdings auch daran, dass Arafat der Mann ist, als den man ihn ebenfalls seit Jahrzehnten kennt.

Was das bedeutet, ist allen klar: Es wird Krieg geben in Nahost. Jeder sieht die Schrift an der Wand, jeder spricht darüber, jeder hat seine eigene Vorstellung davon, was in den nächsten Wochen und Monaten dahin führen wird. Einige wagen sogar zu prophezeien, wann der Tag X kommen wird: im Sommer. Wahrscheinlich im Juni.

Es wird Krieg geben in Israel. Alle wissen das, alle sehen, wie das Boot, in dem sie sitzen, langsam dem Abgrund entgegenschwimmt. Doch niemanden scheint dies zu stören. Den Taxifahrer ebensowenig wie den Arzt, den linken Friedensaktivisten ebensowenig wie den rechten Hardliner. Als ob der Krieg unausweichlich sei, ein gottgegebenes Schicksal, dem man nicht entrinnen könne.

Müdigkeit hat die Menschen in Israel erfasst und damit einhergehend diese gespenstische Passivität, die manchmal fast wie eine Sehnsucht nach dem großen Knall wirkt. Die Enttäuschung darüber, dass der Friedensprozess nur als gescheitert betrachtet werden kann, ist so groß, dass jede Hoffnung gestorben ist. Keiner weiß, wie das Palästinenserproblem zu lösen wäre. Man hat alles versucht, man hat alles gegeben, so heißt es im Land. Und was hat man dafür bekommen: noch mehr Terror.

Der große Knall 

Die israelische Gesellschaft ist am Ende. Der Fatalismus, mit dem die allernächste Zukunft erwartet wird, ist aber nichts als die Sehnsucht danach, dass ein Krieg endgültige Antworten geben könne auf die nun mehr als 100 Jahre existierenden Probleme mit den Arabern. Und so schlittert man allmählich in das angeblich Unvermeidliche hinein. Jeder hat Angst davor, doch alle zucken nur mit den Schultern. Man vertraut der Stärke der eigenen Armee, aber irgendwie ist da doch der Gedanke, die Explosion könne so heftig werden, für Araber und Israelis in gleichem Maße, dass sie reinigende Kraft entfalten werde. Diese Sehnsucht nach völliger Zerstörung, um das Neue im hellen Glanz einer besseren Zukunft zu erschaffen, kennen Europäer bereits aus dem 19. Jahrhundert. Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ ist das bekannteste künstlerische Zeugnis dieser „Apokatastasis ton panton“. Wir kennen auch die Konsequenzen. Im 20. Jahrhundert hat Europa viel gelernt.

Nun also Nahost? Keine Programmatik ist diesem Drama hier eingeschrieben, insofern gibt es keine politische Ideologie, die auf den Untergang abzielte. Doch die Untergangsstimmung ist ähnlich, ist dem europäischen Beobachter allzu vertraut.

Purim 2001 – es ist wahrlich kein Freudenfest. An Purim 2002 mag hier keiner denken. Darum wird hier und heute erst Recht gefeiert. Auf den Straßen in Strapsen, mit Perücken und greller Schminke. Vielleicht ein letztes Mal. Wer weiß das schon. RICHARD CHAIM SCHNEIDER

haGalil onLine 14-04-2001

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