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JMB-Thema:
Der Holocaust im zeitgenössischen Spielfilm

Rafael Seligmann, Autor von Gegenwartsromanen 
über das deutsch-jüdische Verhältnis, kam 1957 als 
Zehnjähriger nach Deutschland.

"Trittbrettfahren mit dem Holocaust"

 

 

 

Kibbutz Afikim
Manarah

 

In den letzten Jahren häufen sich kommerzielle Spielfilme, die den Holocaust thematisieren. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Einmal mit dem zeitlichen Abstand vom Holocaust. Die Filmemacher, Regisseure und Produzenten gehören nicht der unmittelbar betroffenen Opfer-Generation an. Dadurch ist die Kraft vorhanden, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Zum zweiten haben die jüdischen Wurzeln bei vielen stark nachgelassen. Viele konzentrieren sich im Judentum nicht mehr auf die Religion, die Geschichte, die Kultur. Da sie darüber zu wenig wissen, konzentrieren sie sich auf die stärksten Emotionen - das war die Shoa. Und dann gibt es eine Reihe von Trittbrettfahrern, die den Holocaust als Investition, als eine "gute Aktie" betrachten, so z.B. Roberto Benigni mit ”Das Leben ist schön”.

Warum betrachten Sie seinen Film "Das Leben ist schön" als "Investition" in den Holocaust?

”Das Leben ist schön” ist nur noch Klamauk. Radu Mihaileanu, der Regisseur von "Zug des Lebens" (1999) sagte über Benigni, er suche mit ”Das Leben ist schön” vor allen Dingen Geld und Ruhm. Und er hat Recht. Benigni zeichnet stark schwarz und weiß. Hier die Bösen, da der märtyrerhafte Vater, der erst durch die Shoa über sich selbst hinauswächst. Darüber hinaus ist der Film zutiefst unhistorisch. Er impliziert z.B., dass jüdische Kinder die Konzentrationslager überlebt hätten. Tatsache ist, dass 1½ Millionen jüdische Kinder während dieser Zeit ermordet wurden. Benignis Film ist eine rührselige Geschichte, die ihre Kraft eindeutig aus der Shoa bezieht. Er ist ein Konjunktur-Ritter.

Genauso unhistorisch fand ich Spielbergs Dokumentation "Die letzten Tage". Fünf Überlebende, die allesamt nach Amerika ausgewandert sind, sprechen über ihre Vergangenheit. Die Shoa wird als eine Art Abenteuer dargestellt, dass mit der Ankunft in den Staaten ein gutes Ende findet. Nach dem Motto: Wir kamen in die USA und alles wurde gut. Dass Amerika während des Krieges abseits gestanden hat, dass es sich in den dreißiger Jahren und Anfang der vierziger Jahre weigerte, Juden aufzunehmen, wird mit keinem Wort erwähnt.

Kommerzielle Spielfilme wie "Aimée und Jaguar" oder "Sunshine" greifen persönliche Schicksale auf. Glauben Sie nicht, dass über die Identifikation des Zuschauers mit der Filmrolle Aufklärungsarbeit geleistet wird?

In "Aimée und Jaguar" wird eine Wirklichkeit dramatisiert und verzerrt, die es so nicht gab. Die Shoa-Geschichte wird auf eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen reduziert. Sämtliche Klischees werden bedient. Die Jüdin ist klug, flott und schnell und die Deutsche ist dumm, dumpf und langsam. Ich habe Lilly Wüst, das Vorbild von Aimée persönlich kennengelernt. Sie ist eine intelligente, zupackende und willensstarke Frau. Von ihrem Mann, der im Film, passend zum Klischée, als Schläger und Brutalo dargestellt wurde, sprach sie als einem sensiblen Mann, der ihr nie etwas zuleide getan hätte. In Filmen wie "Aimée und Jaguar" und das "Leben ist schön" wird mit Emotionen gespielt. Ernsthaftigkeit und ernsthafte Erinnerung gehen dadurch verloren.

Ich glaube nicht, dass diese Filme nachhaltige Aufklärungsarbeit leisten können. Medienuntersuchungen besagen, dass Kinobesucher, die sich z.B. "Aimée und Jaguar" und danach weitere Filme ansehen, sich nur einen Bruchteil der vermittelten Information merken. Wem von den Zuschauern von ”American Beauty” ist z.B. bewußt, dass hier die Entfremdung der amerikanischen Gesellschaft darstellt wird? Vielleicht zwei Prozent der Kinobesucher. Also diejenigen, die sich bereits vorher mit dem Thema beschäftigt haben und sich auch in Zukunft damit beschäftigen werden.

Glauben Sie, dass die "Holocaust"- Filme notwendig sind und welche Kriterien zeichnen einen gut gemachten Film dieser Art aus?

Wenn ich an einen von den aktuellen, besseren Filmen dieser Art denke, z.B. "Zug des Lebens", bin ich unentschieden. Bei Kunst wäre es vermessen zu sagen, dass sie notwendig ist oder nicht. An Kunst habe ich nur zwei Ansprüche. Sie muß berührend und ehrlich sein. Das andere Kriterium ist das der Aufklärung. Spielbergs Film "Schindlers Liste" war aufklärerisch in dem Sinn, dass er zeigte, dass der Einzelne nicht machtlos ist. Geschichte hat einen Sinn. Der Sinn ist, zu begreifen, was wir aus der Vergangenheit lernen können. Tatsache ist, dass man die Shoa weder filmisch noch in anderer Form aufarbeiten kann. Die Frage ist: Was kann man aus ihr für die Gegenwart lernen?

Der Holocaust im zeitgenössischen Spielfilm:
Von Jaguaren und Juden

haGalil onLine 20-03-2001

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