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Peres / Scharon
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Ein
hysterischer, fast schon brutaler Ministerpräsident, ein fanatischer
Parteivorsitzender, eine linke Partei, die für Gleichberechtigung
für alle kämpft und gegen sie stimmt, und ein Gesetz, das die
Demokratie verzerrt. All diese verhinderten gestern, dass Schim'on
Peres, der Mann, den das Volk als den würdigsten Kandidaten für das
Amt des Ministerpräsidenten betrachtet, kandidieren kann.
Jossi Sarid
arbeitete mit Barak zusammen, obwohl auch er weiß, dass Barak ein
vielseitiger Versager ist. Er weiß, dass ganze Bevölkerungsteile -
Araber, Orthodoxe, Russen - Barak wie das Feuer meiden. Er sieht,
wie Scharon droht, die Linke zu überrollen. Was wird Sarid wohl
sagen, wenn sich die Meinungsumfragen, die heute veröffentlicht
werden, am 6. Februar bewahrheiten sollten.
Wer gestern
das Schicksal Peres’ besiegelt hat, war nicht die Öffentlichkeit,
sondern der Abgeordnete Jossi Sarid und seine Kollegen in der
Meretz-Führung. Sarid hat die Kandidatur Peres’ nicht auf einem
geraden Weg torpediert, sondern er hat irrelevante
Kompromißvorschläge aus dem Ärmel geschüttelt. Peres als Leiter der
Friedensverhandlungen, zum Beipiel. Barak war gestern bereit, alles
zu versprechen (sogar auf Kosten Ben-Amis), aber auch wenn er zu
seinem Wort gestanden hätte, hätte dies die Linke und ihren
Kandidaten nicht aus der Krise befreit, in der sie sich befinden.
Die Frage war nicht die Position Peres’ im Team Baraks, sondern
seine Fähigkeit, das Lager anzuführen.
Schimon
Peres befindet sich heute in einer schweren Lage. Man kann annehmen,
dass er das Wohl des Friedens vor Augen hatte, aber man kann
sicherlich auch annehmen, dass er die Hoffnung hegte, sich durch den
Druck auf Barak das Amt des Außenministers zu sichern. Jetzt blieb
er ohne alles. Die Vertrauenskrise zwischen ihm und Barak hat sich
nach den Ereignissen der letzten Tage nur noch verschärft, und sie
kann im Moment nicht beigelegt werden. Ein trauriges Ende einer
traurigen Geschichte des linken Blocks, der sich vielleicht das
Leben genommen hat.
Wenn sich
auf die dramatischen Ereignisse der letzten Nacht der Staub gelegt
haben wird, könnte es durchaus sein, dass die Meretz als die Partei
in die Geschichte eingehen wird, die mehr als jeder anderer zur
Verwirklichung der alten Prophezeihung Uri Dans über Scharon
beigetragen hat: „Wer ihn nicht als Generalstabschef wollte, erhielt
ihn als Verteidigungsminister, und wer ihn nicht als
Verteidigungsminister wollte, wird ihn als Ministerpräsidenten
erhalten.“
haGalil onLine
22-12-2000
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