Der Politologe
Werner Pfeifenberger ist am 13. Mai gestorben. Entweder war es
Selbstmord oder ein Bergunfall. Fremdverschulden wurde
ausgeschlossen. Zumindest von der Polizei.
Nicht von Erwin
Steinberger. Er schrieb im rechtslastigen Wiener Wochenblatt "Zur
Zeit": Der "jüdische Journalist" Karl Pfeifer habe gegen den "aus
dem katholischen Umfeld kommenden" Wissenschaftler "eine
Menschenhatz eröffnet, die in der Folge bis zum Tod des Gehetzten
gehen sollte". Pfeifer klagte Erwin Steinberger wegen übler Nachrede
an.
Im Gerichtssaal wartet man vergeblich auf Erwin Steinberger, wobei sich
herausstellt, dass keiner weiß, auf wen genau man wartet. Bald stellt sich die
prinzipielle Frage: Muss man ihn überhaupt kennen? Und es stellt sich des
Weiteren die Frage: Auch wenn ihn keiner kennt, wer ist er? Es stellt sich
nämlich die Frage: Gibt es ihn überhaupt?
Selbst sein Anwalt muss passen: Er kennt ihn nicht. "Vielleicht ist Erwin
Steinberger ein Pseudonym", sagt er. Aber für wen? - Diese allerletzte Frage
stellt sich, ehe der Ehrenbeleidigungsprozess vertagt wird. Man will nun
Steinberger suchen.
Die Sache geht auf eine Aussage über das Jahr 1933 zurück. "Schon 1933 hat Judäa
ganz Deutschland den Krieg erklärt", schrieb Pfeifenberger, der an der Uni
Münster lehrte, im "Jahrbuch für politische Erneuerung 1995", welches von der
FPÖ-Akademie herausgegeben wurde. (Gratulation an Andreas Mölzer und Lothar
Höbelt; für solche Sager muss man erst einmal Herausgeber finden.)
Karl Pfeifer von der israelitischen Kultusgemeinde äußerte seinen Unmut über die
Nazi-Töne öffentlich. Der Politikwissenschafter klagte gegen ihn und verlor.
Schlimmer noch: Er selbst wurde nach dem NS-Verbotsgesetz angeklagt und sollte
sich im vergangenen Juni vor einem Wiener Geschworenengericht verantworten.
Einen Monat vorher starb er. - Er wurde von der jüdischen "Jagdgesellschaft zur
Strecke gebracht", meint Erwin Steinberger. Meint wer?
haGalil onLine
16-10-2000
|