Was auf den ersten
Blick anmutet wie eines dieser vielen melancholischen Werke über
altvergangene Zeiten entpuppt sich bereits nach den ersten Seiten
als ein moderner, temporeicher Roman.
Verschiedene Personen und Generationen inmitten, am Ende, oder nach
ihrem Leben schreiben Ihre ganz persönliche Sicht der Dinge,
erzählen über ihre Familie und kommentieren spitzzüngig. Sie
umwerben den Leser, um im nächsten Atemzug selbst beleuchtet zu
werden.
Tausend Wahrheiten und Unwahrheiten einer weitverzweigten jüdischen Familie
fügen sich fragmentarisch immer weiter und von leichter Hand zusammen und
ergeben ein Jahrhundert langes Bild: Vom Polnischen Ghetto über die Kriege bis
zum Zeitalter von Aids und Computern.
Um eine Chronik geht es in "Zalmans Album" jedoch nur vordergründig.
Jahreszahlen spielen keine Rolle. Was Blasband wichtig ist, bleibt immer im an
erster Stelle: Kleine und große Dramen. Lebenswege und Lebenslügen. Natürlich
sind alle Kinder ihrer Zeit. Doch alle haben eines gemeinsam: Das Leben holt sie
immer ein.
Belanglosigkeiten haben bei Blasband keinen Platz. Politik passiert nur am
Rande, obgleich in allen Facetten. Die Umstände spielen nicht die Hauptrolle
auch wenn sie für die Lebenswege entscheidend sind. Was zählt ist die kleine
persönlich Chronik - die einzig Wichtige. Und alles was wichtig ist kommt vor in
diesem Roman.
Jede Seite atmet, ist Mensch. Und das macht dieses Buch so erheiternd wie
traurig, so still wie hoffnungsvoll.
Zalmans Album
Gebundene
Ausgabe - 248 Seiten
(1999) S. Fischer
Oliver Viest / haGalil
onLine 23-10-2000
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