Berlin hat die erste
Rabbinerin
der Welt hervorgebracht. In den Jahren 1924 bis 1930 studierte Regina Jonas an
der
Hochschule für die Wissenschaft des Judentums
mit dem Ziel, als erste Frau in der jüdischen Geschichte Rabbinerin zu werden.
In ihrer Abschlußarbeit "Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?" wies sie
nach, daß sich jüdische Tradition und Frauenemanzipation keineswegs gegenseitig
ausschließen.
Trotzdem befüchtete die
Hochschule einen Skandal und stellte Regina Jonas zum Abschluß ihres Studiums
kein Rabbinatsdiplom aus. Erst nach langem Kampf um Anerkennung wurde sie
endlich 1935 vom liberalen Rabbiner Max Dienemann in Offenbach ordiniert. Zu
diesem Zeitpunkt herrschten bereits die Nürnberger Rassegesetze. Regina Jonas
blieben nur noch wenige Jahre, um als Rabbinerin in
Berlin
wirken zu können. Überlebende der NS-Zeit berichten, daß sie eine begnadete
Predigerin und Seelsorgerin und ihren gepeinigten Schwestern und Brüdern eine
große Stütze gewesen sei. Rabbinerin Regina Jonas erlebte dasselbe Schicksal wie
mehr als 55.000 Berliner Jüdinnen und Juden. 1942 wurde sie nach Theresienstadt
deportiert und zwei Jahre später in Auschwitz ermordet.
Bis heute trägt keine
Berliner Straße Regina Jonas' Namen. Ebenso gedenkt keine Tafel der Existenz
dieser einzigartigen Frau und Vorreiterin für die Emanzipation im Judentum.
Die Berliner jüdische Fraueninitiative
"Bet Debora" hat in
Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Mitte eine Spendensammlung zur Finanzierung
einer Gedenktafel für Regina Jonas ins Leben gerufen. Die Gedenktafel soll am
Haus Krausnickstraße 6 (Berlin-Mitte) angebracht werden, dem Ort, an dem Regina
Jonas die meiste Zeit als Rabbinerin gelebt hatte. Der Hauseigentümer hat sich
mit dem Anbringen einer solchen Tafel bereits einverstanden erklärt. Eine solche
Gedenktafel kostet rund 3.000 Mark.
"Bet Debora" bittet um eine
Spende, damit die Gedenktafel zu Ehren von Rabbinerin Regina Jonas angebracht
werden kann.
Kto. 7581 14-108
(Inh. Elisa Klapheck, Stichwort: "Gedenktafel"),
Postbank Berlin, BLZ 100 100 10
"Bet Debora" ist eine 1998
ins Leben gerufene Initiative engagierter jüdischer Frauen in Berlin. Im Mai
1999 veranstaltete "Bet Debora" in den Räumen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
eine erstmalige
Tagung
europäischer Rabbinerinnen, Kantorinnen, rabbinisch gelehrter Jüdinnen und
Juden. Aus 16 Ländern kamen mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu
diesem bewegenden Ereignis nach Berlin, das dem Andenken Regina Jonas' gewidmet
war.
Die Tagung machte deutlich,
daß sich im vergangenen Jahrzehnt eine faszinierende Entwicklung vollzogen hat.
Überall in den Gemeinden und Synagogen Europas sind Frauen aktiv. Heute gibt es
Rabbinerinnen in
London, Paris,
Oldenburg, ebenso wie Moskau,
Minsk
und
Budapest. In den Vorträgen,
Workshops und
Gottesdienst
diskutierten die aus West- und Ost- Nord- und Südeuropa angereisten Jüdinnen und
Juden über die künftige Rolle der Frau im Judentum.
"Bet Debora" setzt sich mit
allen heutigen Frauenaspekten im Judentum auseinander. So hat sich die
Initiative u.a. zum Ziel gesetzt, das Leben wichtiger
jüdischer Frauenpersönlichkeiten
vor dem Vergessen zu bewahren. Als Folge der im Mai 1999 gehaltenen Konferenz
veröffentlichte "Bet Debora" eine
Dokumentation, die zu den
Geheimtips jüdisch-feministischer Literatur in Europa zählt. Im Juni 2001 soll
eine weitere Tagung gehalten werden.
Darüber hinaus plant "Bet Debora" eine Reihe von weiteren Aktionen und hat
bereits mit dem Aufbau eines Archivs begonnen.
Weitere Informationen in
Fräulein Rabbiner Jonas - Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?,
Eine Streitschrift ediert, kommentiert und eingeleitet von Elisa Klapheck,
Hentrich & Hentrich, Teetz 2000:
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haGalil onLine
20-09-2000
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