Die Entscheidung des
Kuratoriums des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung
Dresden, den derzeitigen Direktor Klaus-Dietmar Henke nur bis Ende
2001 zu beschäftigen, schlägt weiter hohe Wellen.
Die Dresdner Bank, die das
Institut mit der Erforschung der eigenen Geschichte im
Nationalsozialismus beauftragt hat, denkt über entsprechende
Konsequenzen nach, die auch auf den Verzicht einer weiteren
Zusammenarbeit herauslaufen könnten. Die Auftrag der Erforschung der
Geschichte des Bankhauses war an die Person Henkes geknüpft.
Die Entscheidung des Kuratoriums wurde bereits in der vergangenen
Woche von renommierten Historikern, wie Saul Friedländer und Hans
Mommsen vehement kritisiert. Sie protestierten gegen das Kuratorium,
weil es keine kompetente Evaluierung der wissenschaftlichen Arbeit
Henkes und des Instituts eingeholt habe.
Henkes Ablösung steht im Zusammenhang mit einem Konflikt, der
bereits seit Jahresbeginn schwelt. Henke war mit seinem Vertreter
Uwe Backes über den Umgang eines Textes über den Hitler-Attentäter
Georg Elser in Streit geraten. Der wissenschaftliche Beirat forderte
daraufhin vergeblich die Entlassung von Backes.
Die Entscheidung des Kuratoriums wird auch als politisch gewertet.
Offiziell gibt es zwar keine Begründung dafür, dass Henkes Vertrag
nicht verlängert wird, interne Aussagen, dass sich das Institut
beispielsweise zu wenig mit der Geschichte der DDR befaßt habe, sind
allerdings nicht zutreffend. Es scheint vielmehr, dass sich damit
die Linie der regierenden CDU in Sachsen durchsetzt, die auch im
Kuratorium vertreten ist.
Auch der Fachbeirat des Forschungsprojekts zur Geschichte der
Dresdner Bank im Nationalsozialismus äußerte sich entsprechend:
"Eine solche Verfahrensweise widerspricht den international üblichen
Gepflogenheiten und lässt befürchten, dass die wissenschaftliche
Unabhängigkeit vordergründigen politischen Interessen geopfert
werden soll."
haGalil onLine
20-09-2000
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