König Abdullah von Jordanien kam
gestern zu seinem zweiten Staatsbesuch nach Israel. Er traf in Tel
Aviv mit Premierminister Ehud Barak zusammen, um den Fortgang des
Friedensprozesses zu diskutieren.
Während der offiziellen Begrüßungsfeier betonte der König, dass Jordanien bei
der Suche nach einer friedvollen Lösung des Nahostkonfliktes helfen wolle. "Wir
haben schon zu lange unter der Instabilität und dem Krieg gelitten. Wir möchten
gerne ein Teil einer Region sein, in der Gerechtigkeit und Sicherheit als
Plattform für regionale Kooperation zur Verfügung stehen", sagte Abdullah.
Barak betonte in seiner Begrüßungsrede, dass Jordanien eine spezielle Rolle in
den Anstrengungen spielen könnte, mit den Palästinensern und mit Syrien Frieden
zu schließen.
Nach der Ankunft am Flughafen fuhr der König im Konvoi zum Rabin Platz, wo er
einen Kranz niederlegte. Leah Rabin war bei der kleinen Zeremonie ebenfalls
anwesend. Anschließend wurde der König von Barak auf einer kurzen Tour durch die
Stadt begleitet.
Während des Treffens deutete Abdullah an, dass der syrische Präsident Baschar
Assad an neuen Friedensgesprächen interessiert sei. Der Präsident sehe Syriens
"strategisches Bedürfnis" nach Frieden und habe sich explizit in dieser Weise
gegenüber dem jordanischen Premierminister Ali Abu al-Ragheb geäußert.
Barak erklärte sich dem König gegenüber bereit zu einer Neuauflage der Gespräche
mit Syrien, gab jedoch zu bedenken, dass man in diesem Bereich äußerst
vorsichtig vorzugehen habe, da der Status der Verhandlungen mit den
Palästinensern in einer sehr sensiblen Phase sei.
Vor seiner Ankunft in Tel Aviv traf König Abdullah mit Palästinenser-Präsident
Arafat in Ramallah zusammen. Demnach sprach Arafat positiv über die
Friedensverhandlungen und zeigte Interesse an einem neuen Gipfeltreffen. Nach
israelischen Quellen konnte die jordanische Delegation jedoch kein Nachgeben von
palästinensischer Seite in den strittigen Fragen feststellen.
Unterdessen war es Staatspräsident Mosche Katsav nicht möglich König Abdullah zu
treffen, da kein Stop in Jerusalem geplant sei, hieß es gestern aus dem Büro des
Präsidenten. Katsav heiße den König jedoch auf seinem Besuch in Israel
willkommen.
In einem späteren Interview betonte der Präsident, dass nur Jerusalem der
angemessene Ort für ein gemeinsames Treffen sei. Der Präsident war allerdings
auch nicht an den Vorbereitungen des Besuches, der als Arbeitsbesuch bezeichnete
wird, beteiligt und wurde auch nicht zur Begrüßungszeremonie am Flughafen
eingeladen.
haGalil onLine
23-08-2000
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