Mehrere tausend Palästinenser
haben am Mittwoch ihren Präsidenten Jassir Arafat für seine harte
Haltung beim Nahost-Gipfel von Camp David gefeiert. In Gaza-Stadt
warteten etwa 3000 Palästinenser darauf, Arafat nach seiner Rückkehr
einen triumphalen Empfang zu bereiten.
Mit Sprechchören und auf Plakaten
wurde er dafür gefeiert, dass er "Israel gegenüber keine
Zugeständnisse" gemacht hatte. Mittlerweile bekräftigten jedoch
sowohl Palästinenser wie auch Israelis ihren Willen, trotz des
Scheiterns der Gespräche von Camp David zu einem Friedensvertrag zu
kommen.
Man werde die Verhandlungen
voraussichtlich bereits am kommenden Sonntag wieder aufnehmen,
kündigten Vertreter beider Seiten an. Der palästinensische
Chefunterhändler Saeb Erekat sagte, er sei zuversichtlich, dass eine
abschließende Vereinbarung noch vor Ablauf der Frist am 13.
September möglich sei. Bei dem Nahost-Gipfel im amerikanischen Camp
David seien bereits 80% der Fragen abgearbeitet worden, die für den
Abschluss eines endgültigen Friedensabkommens unverzichtbar seien.
Palästinenserpräsident Arafat will nun die Arabische Liga zu einem Sondergipfel
bewegen, um zu einer einheitlichen Haltung gegenüber Israel zu kommen. Die
israelischen Behörden haben unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen im Land
verstärkt, um auf mögliche gewalttätige Proteste vorbereitet zu sein.
Unterdessen gerät Barak nach dem Scheitern von Camp David innenpolitisch immer
stärker unter Druck. Likud-Führer Ariel Scharon forderte am Mittwoch eine
vorgezogene Neuwahl des Parlaments, in dem der direkt gewählte Barak zurzeit
keine Mehrheit mehr hat.
Andere Parteien, die unmittelbar vor Baraks Abreise zu den
Friedensverhandlungen mit dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat die
Koalition verlassen hatten, sprachen sich für die Bildung einer Regierung der
nationalen Einheit aus. In den nächsten Tagen muss sich Baraks
Minderheitskabinett einem Misstrauensvotum stellen.
Scharon lehnte weiterhin die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit ab.
Im Laufe der zweiwöchigen Verhandlungen habe die Regierung von Ministerpräsident
Ehud Barak ihre "wirklichen Positionen" enthüllt. Barak könne nun beispielsweise
nicht mehr sagen, "dass er Jerusalem nicht teilen will". Damit habe der
Ministerpräsident die "roten Grenzlinien" für Punkte, die nicht verhandelbar
seien, überschritten. "Deshalb denke ich nicht, dass wir eine Regierung der
nationalen Einheit bilden können", sagte Scharon.
haGalil onLine
27-07-2000
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