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Eitan Haber meint die
Bedeutung der Gipfelkonferenz in Camp David könne gar nicht hoch genug
eingeschätzt werden: "Auf sie passen alle großen Worte wie 'historisch,
schicksalhaft, Augenblick der Wahrheit'. Ein hundertjähriger blutiger Konflikt,
20.000 Gefallene und Terroropfer, leidtragende Familien, Invaliden - wir blicken
auf die Verhandlungspartner, die Fragen entscheiden sollen, die das Schicksal
von Generationen bestimmen werden".
Haber beklagt, dass
sowohl die israelische als auch die palästinensische Öffentlichkeit dem
Gipfeltreffen in Camp David "eher gleichgültig" gegenüberstehen. Kein Wunder
sagen manche, denn sieben Jahre nach Oslo, nachdem sich Arafat zigmal mit
israelischen Regierungschefs - von Rabin und Peres bis Netanjahu und Barak
getroffen hat, bringt ein Händedruck zwischen dem israelischen
Ministerpräsidenten und dem Vorsitzenden der palästinensischen Autonomiebehörde
niemanden mehr in Erstaunen.
Erstaunlich ist inzwischen
eher die Tatsache, dass noch immer amerikanische Intervention notwendig ist um
die Gespräche voranzubringen. S. Plotzker meinte in haArez, "ein wirklicher
Frieden wird dann kommen, wenn die beiden sich als gute Nachbarn in einem
kleinen Café irgendwo zwischen Tel Aviv und Ramallah treffen und wir das alle
als Routine ansehen werden."
Bis dahin wird es noch ein
langer Weg sein, wenn wir hören, dass die Armee inzwischen jedem Siedler eine
Waffe geben will, aus Angst vor einem Scheitern der Gipfelkonferenz. Gleiches
gilt auch für die palästinensische Seite. Zivilschutzmaßnahmen und
Alarmbereitschaft der sogenannten Polizeikräfte scheinen das Gebot der Stunde in
den autonomen Gebieten. Die Fatach hat begonnen, Waffen zu verteilen und
Mitglieder anzuwerben.
Auch israelische Araber
rechnen mit einer Konfrontation, und der arabische Knesetabgeordnete Deraushe
sah sich genötigt dem durch "Übergriffe rechtsradikaler Juden" verunsicherten
Mufti zu versichern, er sei bereit, der erste Schahid (Märtyrer) zu sein, für
die heiligste Stätte des Islam - in Jerusalem.
Die israelischen
Sicherheitsdienste sehen die größte Bedrohung in einer "Eskalation des Konflikts
in der israelischen Gesellschaft" und warnen erneut: "Barak ist stärker bedroht
denn je!"
Eitan Haber, den wir alle
noch in Erinnerung haben - oder haben sollten, als den Mann, der den
blutbefleckten Text des Schir haSchalom, aus Rabins Jackentasche gezogen hat,
schrieb letzte Woche in haArez: "Das Schicksal, die Geschichte und fast zwei
Millionen Wähler haben Barak auferlegt, der Mann zu sein, unter dessen Regierung
die Entscheidung fällt". Unterdessen wird Nathan Sach poetisch: "Nur ein Mann
allein stieg ins Flugzeug, nur ein Mann wird zurückkehren. Kein Gott, kein
König, vielleicht ein Held ..."
Nach letzten Meldungen soll
heute nacht eine Entscheidung fallen und auch nach all den seit Beginn der
Konferenz geäußerten Befürchtungen und Drohungen, nach allem Geschrei, erneuter
Hetze und auch nach der eindrucksvollen Demonstration vor zwei Tagen, kann man
nur sagen: Von Anbeginn der Eroberung der besetzten Gebiete im Jahre 1967 war
klar, dass es keine reale Chance gibt, die israelische Herrschaft oder
Souveränität über die Gebiete auf Dauer aufrechtzuerhalten.
Nach Einschätzung von
A.Dankner (M'ariw) hat die Mehrheit schon immer gewusst - auch wenn sie es
manchmal nicht zugeben wollte, dass die Gebiete nicht mehr als ein Faustpfand
für Friedensverhandlungen waren und sind. Jetzt ist es an der Zeit diese Chance
wahrzunehmen und dieses Pfand einzulösen.
haGalil onLine
18-07-2000
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