antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 
Jüdisches Leben in Europa

Mit der Hilfe des Himmels

Juden, Judentum, Israel Nach Israel...


AUSWANDERN

Jüdische Buchhandlung Morascha - Zürich - Bücher zum Judentum, Ritualia...


Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

Le16 Jerusalem Appartement
Ferien - Fitness - Wellness

 

Ich liebe Berlin. Ich liebe unsere Wohnung mit den hohen Decken und dem Blick auf die sattgrünen Kastanien gegenüber. Mein Job macht mir Spaß, die verqualmten Nächte mit Freunden auf harten Berliner Kneipenbänken erst recht.

Mein Kind spielt mit anderen Kindern in seinem Stamm-Sandkasten, wir sind hier zu Hause. Ich will nicht weg, überhaupt nicht. Und doch. Allmählich halte ich dieses Land nicht mehr aus.

Zuerst beschlich mich das Gefühl 1992, als es in Mölln und Solingen brannte. Dann Lübeck, dann Hoyerswerda. Es ließ sich immer wieder mit Wörtern wie „Ausnahme" oder „arme Irre" verdrän-gen. Aber acht Jahre später geht das nicht mehr. Jeden Tag neue Meldungen von Gewalttaten selbst ernannter Herrenmenschen, und man ist schon froh, wenn die Opfer „nur" verletzt sind. Gerade waren es Kinder in einer Flüchtlingsunterkunft in Ludwigshafen. Kinder, die den Krieg im Kosovo überlebt haben. Ein Land, in dem so etwas normal ist, ist nicht mehr mein Land.

Noch nie war ich so hoffnungslos. Früher gab es noch so etwas wie Wut. Es ist auch mein Land, verdammt noch mal! Ich bin hier geboren und aufgewachsen, Deutsch ist meine Muttersprache. Ich arbeite mit ihr und singe meinem Sohn deutsche Kinderlieder vor. Ich habe den Wunsch und jedes Recht, hier zu leben. Und zwar in einer Demokratie, in der niemand um sein Leben fürchten muss, weil er irgendein Kriterium erfüllt, das eine immer größer werdende Menge von Neonazis festlegt - verstanden, ihr Arschlöcher?

Aber jetzt? Oft habe ich mich als Teenager gefragt, wie es damals so weit kommen konnte, 1933. Und naiv geglaubt, man hätte es doch verhindern können. In den Zwanzigern fing es genauso an wie jetzt: Einschüchterung durch braune Schlägertrupps, und die heutigen sind schon fast genauso zahlreich und so gut organisiert. Ihr Konzept geht auf, Glückwunsch. Neulich haben mein Mann und ich mit einer Bekannten vom American Jewish Commitee überlegt, ob wir in Brandenburger Schulen gehen und den Jungs und Mädels davon erzählen sollten, was es heißt, jüdisch zu sein. Doch dann fiel uns Inge Deutschkron ein, die neulich nach einem Vortrag von eben diesen Brandenburger Jungs und Mädels gejagt wurde. Sie hat den Krieg in Berlin im Untergrund überlebt. Und muss sich jetzt wieder vor stolzen Deutschen verstecken. Diesem Land ist einfach nicht zu helfen.

Nein, ich will nicht mehr kämpfen oder - wie Herr Thierse unermüdlich betont - der rechten Ideologie „entschlossen entgegentreten". Wir werden nicht in die Schulen gehen, um als willkommene Opfer empfangen zu werden . Wir werden uns von hirnverbrannten Glatzenträgern keine Menschen verachtenden Parolen anhören - so wie neulich in einem Fernsehbericht, nachdem ein Familienvater aus Mosambik in Dessau zu Tode getreten wurde. Eine Journalistin hat die Freunde der Tatverdächtigen interviewt, und mir blieb die Luft weg. Ja, fänden sie gut, die Aktion, schließlich hätte der Neger hier nichts zu suchen gehabt. Nein, so etwas wie Mitleid mit den drei kleinen Kindern empfänden sie nicht - die seien ja Mischlinge, also eine minderwertige Rasse und hätten in Deutschland auch nichts zu suchen.

Mir ist schlecht, ich muss hier raus. Ausländer, kommt besser mit, wenn euch euer Leben lieb ist. Schwule und Lesben, schließt euch an, alle Juden, Sinti, Roma ebenfalls. Die wenigen verbleibenden Linken und die Behinderten nehmen wir mit, und dann haben wir endlich Ruhe vor dem dumpfdeutschen Terror. Wohin? Egal. Ein paar unbewohnte Inseln gibt es noch auf diesem Planeten. Vielleicht kriegen wir ja auch irgendwo Asyl?

Meike Wöhlert 
in Zitty Nr. 16 / 2000 vom 27. Juli 2000
mit freundlicher Erlaubnis der Verfasserin

Diskussion [ Terror von Rechts]

haGalil onLine 31-07-2000

Reisen nach Israel...


haGalil onLine

1995/96/97/98/99/2000 © by haGalil onLine®
Munich - Kirjath haJowel - All Rights Reserved
haGalil onLine - Editorial

Click Here!

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved