[Preisausschreiben]
Ausstellung in Berlin:
Aktion 3: Deutsche verwerten jüdische Nachbarn
Einladung zur Eröffnungsveranstaltung
Wann: Montag, 19. Juni 2000, 16.30 Uhr
Wo: Humboldt Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, Hauptgebäude
Anwesend sind der Aussstellungscurator Prof. Dr. Wolfgang Dreßen, Leiter der
Arbeitsstelle Neonazismus an der FH Düsseldorf; Dr. Michel Friedman,
Zentralverband der Juden in Deutschland; Dr. Andreas Nachama, Jüdische Gemeinde
zu Berlin; Dr. Mario Offenberg, Israelistische Synagogengemeinde Adass Jisroel
und für die AusstellungsorganisatorInnen Barbara Fried, Initiative kritische
Geschichtspolitik.
Die Ausstellung "Aktion 3: Deutsche verwerten jüdische Nachbarn" dokumentiert
erstmals Unterlagen deutscher Finanzbehörden, die die massenhafte Beteiligung
der Deutschen an den Arisierungen - dem beispiellosen Raub jüdischen Eigentums-
belegen. Aus den gezeigten Dokumenten ergibt sich das Bild einer regelrechten
"Schnäppchenjagd". Entgegen der Auffassung, daß die Bevölkerung nichts von dem
wissen konnte, was mit den Juden geschah, ist die in der Ausstellung
dokumentierte massenhafte Aneignung von Gegenständen aus dem Besitz deportierter
Juden ein weiteres Indiz dafür, daß die Wege der Vernichtung für jeden klar und
offen zutage lagen. Der Inhalt der Ausstellung versperrt den abwehrenden Verweis
auf eine eingrenzbare Gruppe von Tätern, dem eine große manipulierte, unwissende
Bevölkerung gegenüberstand. Das schafft die Voraussetzung für eine adäquate
Beschäftigung mit der Realität der nationalsozialistischen Gesellschaft und
ihrer Verbrechen. Das Archivmaterial konfrontiert mit den Taten der
durchschnittlichen Tätern. Und diese Täter ähneln vielmehr dem eigenen Nachbarn
als dem gängigen Bild des "Barbaren", von dem die Distanzierung leicht fällt.
Beachten Sie bitte, daß die Ausstellung selbst vom 18. Juni - 16. Juli 2000 im
Rathaus Kreuzberg, Yorkstraße 4, U- Bhf.- Mehringdamm stattfindet.
Begleitprogram:
Bei der Veranstaltung zum Thema Arisierungen in Berlin (27.Juni) ist u.a. Lothar
Evers,
Bundesverband der Beratungsstelle
für NS-Verfolgte, anwesend. Zum Umgang mit Arisierungen nach 1945
(10.Juli) ist der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Prag,
Prof. Felix Kolmer, eingeladen. Zudem konnten Prof. Dr. Moishe Postone
(University of Chicago, USA) für einen Vortrag zum Thema Antisemitismus und
Nationalsozialismus gewonnen werden(17. Juli). Alle Veranstaltungen finden
ebenfalls im Hauptgebäude der HU statt.