Haiders Lügen sind
politisches Instrument:
IKG Wien geht in die Offensive
Mit einer
Pressekonferenz am Montag ging Wiens IKG-Präsident Ariel Muzicant in die
Offensive gegen die FPÖ.
Hintergrund ist eine Klage des damaligen
FPÖ-Obmannes Jörg Haider gegen IKG-Präsident Muzicant vom 9. November des
Vorjahres. Muzicant hat in einem Kurzinterview mit dem Wochenmagazin «News»
eine vorherige Aussage Haiders, in der dieser die von Muzicant öffentlich
bekannt gegebenen Übergriffe gegen Juden bzw. jüdische Institutionen im Zuge
der Wahlpropaganda für die Nationalratswahlen am 3. Oktober angezweifelt
hatte, als «rotzig, unverantwortlich und antisemitisch» bezeichnet und
ausgeführt, dass Haider «die Lüge als politisches Instrument» verwenden
würde.
Der von Haiders Anwalt Dieter Böhmdorfer
- seit einer Woche Justizminister der FPÖ (!) - eingebrachten Klage soll laut
Muzicant der gesamte Interview-Text zugrunde liegen. Muzicant will nun -
vorausgesetzt das Verfahren wird nicht ohnedies aus Gründen der Meinungsfreiheit
zurückgewiesen - den Wahrheitsbeweis antreten: «Ich lasse mich von Dr. Haider
und Dr. Böhmdorfer nicht mundtot machen. Wir werden im Detail und durch alle
gerichtlichen Instanzenzüge nachweisen, dass Jörg Haider ein Antisemit ist und
dass er die Lüge als politisches Instrument einsetzt.»
Haiders Signale
Muzicant betonte vor der österreichischen
und internationalen Presse - auch ein Filmteam des ersten deutschen Programms
ARD war anwesend -, dass Haider antisemitische «Schlüssel-Wörter» mit
Signalwirkung für seine Wähler verwende: B’nai B’rith, Freimaurer,
Femegericht, Macht, Weltverschwörung. In einer Rede im Oktober des Vorjahres
vor dem Parteipräsidium stellte Haider einen weiteren absurden Zusammenhang her:
«Es nützt sich halt alles ab, was ständig wieder neu versucht wird, ob Monica
Lewinsky oder David Levi, es ist alles das Gleiche, es hängt den Leuten im
wahrsten Sinne des Wortes zum Hals heraus.» Nur Tage zuvor meinte er in
Bezug auf die Reaktionen israelischer Politiker auf den Wahlausgang: «Es gibt
jetzt genügend Leute, die sagen: "Wir wissen jetzt, warum Antisemitismus
entsteht".»
Sichrovsky bleibt Haider treu
Seine Treue gegenüber Haider bestätigte
indes der EU-Abgeordnete der FPÖ und Haider-Adlatus Peter Sichrovsky in einem
Interview mit der grössten slowenischen Tageszeitung «Delo», in dem er die IKG
beschimpfte. Wie die österreichische Presseagentur APA meldete, verstieg sich
Sichrovsky zur Behauptung, die Kultusgemeinde würde von israelischen und nicht
österreichischen Juden dominiert, und diese hätten nie geholfen, in diesem Staat
wieder leben zu können.
IKG-Präsident Ariel Muzicant bezeichnete er als «intelligenten Idioten», der
«unglaublich geldgierig» sei und bald «unendlich reich» sein werde. Er sei eine
«tragische Figur», wie alle «Berufsjuden», die tote Verwandte ausnützten, um im
Fernsehen erscheinen zu können. In einer ersten Reaktion hielt Muzicant fest,
dass Sichrovskys Aussagen traditionelle antisemitische Stereotype enthielten und
es skandalös wäre, dass so jemand in einer Partei reüssieren könnte.
Anton Legerer, Jr. /
anton@hagalil.com
Jüdische Rundschau Nr. 10 vom 9. März 2000
haGalil onLine 10-03-2000
|