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Nach 1945 schien ein Wiederbeginn
jüdischen Lebens in Deutschland undenkbar:
"Kein Boden für Juden"

Von Jörg Lau

"Wie groß ist die jüdische Gemeinde in Deutschland?", wollte der Kölner Soziologe Alphons Silbermann Anfang der achtziger Jahre in einer Repräsentativumfrage von den Deutschen wissen. Zwischen 270.000 und einer Million Menschen, so die Meinung der Befragten. Mancher glaubte also, dass nun sogar mehr Juden im Lande lebten als vor 1933 - vor der NS-Zeit waren bei den Gemeinden über eine halbe Million Mitglieder registriert. Zur Zeit der Umfrage wurden von den jüdischen Gemeinden tatsächlich rund 27.000 Mitglieder vertreten.

Gut möglich, dass Schätzungen und Wirklichkeit auch heute wieder weit auseinander liegen, denn in den vergangenen Jahren war viel von der Immigration großer jüdischer Kontingente aus der früheren Sowjetunion in die Bundesrepublik zu hören und zu lesen. Zwar ist durch diese Einwanderungswelle die jüdische Gemeinschaft in Deutschland auf das Zweieinhalbfache gewachsen - aber in absoluten Zahlen sind Juden immer noch eine kleine Minderheit: Die letzte offizielle Statistik vom Dezember 1998 verzeichnete 74 000 Mitglieder jüdischer Gemeinden, unter ihnen etwas mehr als 53 000 Zuwanderer aus dem Osten.

Dass es überhaupt einen Wiederbeginn jüdischen Lebens in Deutschland nach dem Massenmord geben könnte, schien nach dem Krieg höchst unwahrscheinlich. "Wir können nicht annehmen, dass es Juden gibt, die sich nach Deutschland hingezogen fühlen", schrieb ein amerikanischer Journalist 1949. "Hier riecht es nach Leichen, nach Gaskammern und nach Folterzellen. Deutschland ist kein Boden für Juden." Etwa 15.000 deutsche Juden hatten im Lande überlebt, die meisten geschützt durch einen nichtjüdischen Ehepartner, im Versteck oder in der Illegalität.

Zwischen 1945 und 1952 hielten sich bis zu 200 000 jüdische "Displaced Persons" (DP) - vor allem aus Osteuropa - in den westlichen Besatzungszonen auf. Sie warteten in besonderen Lagern darauf, in die USA und nach Palästina beziehungsweise Israel weiterreisen zu können. Die meisten verließen Deutschland, sobald die Gelegenheit da war. 1952 waren 12.000 jüdische DPs übrig geblieben, drei Jahre später noch 999 im letzten Lager Föhrenwald bei München. Eine Minderheit der Staatenlosen, die Schwächsten unter ihnen, entschlossen sich, im Land zu bleiben.

Schon 1945 waren einige jüdische Gemeinden neu gegründet worden, etwa in Berlin, Frankfurt am Main und München. 1950, im Gründungsjahr des Dachverbands Zentralrat der Juden in Deutschland, hatten die jüdischen Gemeinden rund 15.000 Mitglieder an nahezu 70 Orten. In Berlin wurde am 11. Mai 1945, neun Tage nach dem Fall der Stadt, wieder ein jüdischer Gottesdienst abgehalten - in einem Betsaal am Friedhof Weißensee. Etwa 1.000 Juden kamen aus ihren Verstecken, 1.628 Rückkehrer aus den Konzentrationslagern schlossen sich ihnen an. Zusammen mit den wegen ihrer nichtjüdischen Ehepartner Verschonten, ergab das im Herbst 1945 eine Zahl von 7.000 Juden in Berlin.

Die Regierung des neuen Staates begriff schnell, dass die Fortführung jüdischen Lebens in Deutschland, wie General Clay sagte, als "der Gradmesser für die Bewährung der neuen Demokratie in Deutschland" galt. Die Bundesrepublik half jüdischen Gemeinden beim Wiederaufbau, während gleichzeitig viele alte Nazis in der Bürokratie, im Militär und im Justizsystem zu neuen Ehren kamen.

Die jüdische Gemeinschaft bestand vorwiegend aus älteren Menschen, und die in Deutschland geborenen Mitglieder bildeten eine kleine Minderheit. Die hohe Sterblichkeitsrate wurde durch einen kleinen, aber stetigen Zustrom von Einwanderern ausgeglichen: In den fünfziger Jahren kamen sie aus Ungarn und Polen, in den siebziger und achtziger Jahren aus der Sowjetunion, aus Israel und dem Iran.

Die Geschichte der Juden im Ostdeutschland der Nachkriegszeit ist die eines stetigen Schwundes. Antisemitismus und faschistische Aktivitäten standen im SED-Staat zwar unter Strafe, aber als 1953 die antijüdischen Aktionen Stalins ihren Höhepunkt erreichten, sahen sich 500 ostdeutsche Juden veranlasst, nach West-Berlin zu fliehen, unter ihnen der Ostberliner Gemeindevorsitzende Julius Meyer. Besonders seit 1967 gab es immer wieder "antizionistisch" begründete antisemitische Kampagnen in den regierungsamtlichen Medien.


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1961 waren in der DDR 1.800 Juden als Gemeindemitglieder registriert, in den achtziger Jahren 650, und vor dem Ende der DDR im Jahr 1990 stand auch die jüdische Gemeinschaft in Ostdeutschland kurz vor der Auflösung. Viele heutige ostdeutsche Gemeiden verdanken ihr Überleben allein der Zuwanderung in den neunziger Jahren.

Für kleine Gemeinden ist der Zuwachs der vergangenen Jahre mittlerweile kaum zu verkraften. In der Gemeinde Duisburg-Mühlheim-Oberhausen etwa stieg die Mitgliederzahl innerhalb weniger Jahre von 150 auf fast 1.400. Die Zusammensetzung hat sich krass verändert: 1990 stammten gut drei Prozent aus der ehemaligen Sowjetunuion, 1998 schon über 70 Prozent. Der Zustrom der Emigranten trifft die so genanten Einheitsgemeinden in einer prekären Phase, in der ihr Anspruch, alle religiösen Richtungen unter einem Dach zu vereinen und nach außen zu vertreten, vielerorts durch liberale und konservative Abspaltungen vom orthodoxen Mainstream in Frage gestellt wird. Für den Zentralrat als Dachverband sind diese Entwicklungen eine neue Herausforderung.

© beim Autor/DIE ZEIT 2000 Nr. 2 All rights reserved.

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haGalil 07-01-2000

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