Jemandem, der den Nachnamen des ja nun
in den Medien nicht gerade unbekannten eloquenten Juristen, Politikers und
Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland beharrlich falsch,
nämlich mit Doppel "n" schreibt, glaubt man den Befund nicht ohne weiteres,
Friedman selbst liefere Beiträge zum diffusen "Bedenkenträger- und
Verbandfunktionärsgemurmel, das der Realität nicht stand hält".
Wischi-waschi-Gemurmel beispielsweise
zur Zwangsarbeiter-Entschädigungs-Debatte war naturgemäß von vielen zu
vernehmen. Wer Ohren hat zu hören (oder wer lesen kann), nehme wahr, wie
kompromisslos, intelligent und dabei berührend Friedman hier (und nicht nur
hier) formulierte – übrigens nicht als purer Interessenvertreter, denn die
weit überwiegende Mehrheit der noch lebenden, anspruchsberechtigten
Zwangsarbeiter ist überhaupt nicht jüdisch.
Ins Präsidium der CDU wurde Friedman
nicht wiedergewählt – nach eigenem Bekunden deswegen, weil er sich 'mit
seinen Vorstellungen' nicht durchsetzen konnte. Das mag sein - er gab eben
seinen Verstand nicht an der Garderobe ab, wenn’s in eine CDU-Sitzung ging,
duckte sich nicht vorm großen Vorsitzenden Kohl, kritisierte öffentlich,
erlaubte sich vom öden Konformismus abzuweichen.
"Gemurmel" kann man ihm also kaum
vorwerfen. Zur Causa "Haider bei Christiansen" bemerkte er auf Anfrage der
SZ, er setze sich nicht mit einem Menschen ins Fernsehen, der Sympathien für
die Nazis äußere: "Mit ihm da zu sitzen, das adelt ihn". Als also Friedman
sich weigerte, den smarten Haider zum jetzigen Zeitpunkt als
Diskussionspartner aufzuwerten (jenen Haider, der, und hier hat Gorkow
recht, bei aller Smartness "die Gesinnung eines blöden Skinheads" hat),
verweigerte sich auch der als Talk-Gast vorgesehene Bundesinnenminister Otto
Schily. Christiansens Redaktion lud daraufhin resignierend den FPÖ-Chef aus.
Ein beispielhafter Prozess, möchte man
meinen. Unmöglich sei’s gewesen, für eine Runde mit Haider Jörg - schön
charakterisiert von Gorkow als "Melange aus Charme, Hetze und Herrenmode" –
hochrangige Gesprächspartner zu finden, formulierte das Team von Sabine
Christiansen. Wenn ähnliches innerösterreichisch gelänge, also die
Interessengruppen, die Haider stützen und fördern, gezwungen würden ihn
fallen zu lassen, wenn sich der europäische und internationale Druck
erhöhte, bliebe Österreich, Europa und uns allen ein besonders faschistoides
Politik-Modell erspart. Bissl eine Abwechslung hätte Haider in den öden
Fernseh-Talk-Alltag gebracht, meint Gorkow, hätte die "Ödnis" belebt. Wir
meinen, dass die Gäste Cohn-Bendit und Friedman schon für bissl Zunder
sorgen werden, wir würden auch eine weitere langweilige Christiansen-Sendung
lieber ertragen als den Haider zum jetzigen Zeitpunkt in der ARD. Alle
Achtung, Friedman.